Dienstag, 4. Juni 2013

Werden unsere Männer immer eitler? Die Herren der Schöpfung und die plastische Chirurgie

Schätzungen zufolge ist heutzutage jeder fünfte Patient beim plastischen Chirurgen ein Mann. Die Zahl der männlichen Patienten hat sich damit in den letzten fünf Jahren verdoppelt. Ganz oben auf der Wunschliste rangieren laut der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGAEPC) Haarverpflanzungen, Fettabsaugungen, Anti-Aging-Maßnahmen sowie Nasenkorrekturen. Dr. Mehmet Akbas, Facharzt für plastische und ästhetische Chirurgie und Leiter der Arteo-Privatklinik, berichtet über die Wünsche und Sehnsüchte seiner männlichen Patienten.
Laut Dr. Akbas liegt der Altersdurchschnitt bei den Männern, die zu ihm kommen, bei 37 bis 46 Jahren. Insgesamt machen Männer 30 bis 40 Prozent seiner Gesamtklientel aus. Dass dieser Prozentsatz so hoch ist, liegt unter anderem auch am Standort, an dem Dr. Akbas praktiziert: "Düsseldorf ist eine Lifestyle-Stadt und wird auch häufig als das Mekka der Schönheitschirurgie bezeichnet", meint Dr. Akbas.

Dr. Akbas selbst führt bei Männern derzeit am häufigsten Nasenkorrekturen durch, während an zweiter Stelle der Wunschliste Fettabsaugungen stehen. Da Dr. Akbas türkischer Abstammung ist, suchen zudem viele türkische Männer mit dem Wunsch nach einer Nasenkorrektur die Arteo-Privatklinik auf. Viele von ihnen leiden unter einer Höckernase, die nicht dem europäischen Ideal entspricht. "Türkische Männer gehen übrigens viel offener an das Thema Schönheitschirurgie heran als deutsche Männer", fällt Dr. Akbas immer wieder auf.

Ist der neue Adam einfach nur eitel und selbstverliebt? "Das würde ich so nicht behaupten", sagt Dr. med. Mehmet Akbas. "Der am häufigsten angegebene Grund für einen schönheitschirurgischen Eingriff ist tatsächlich die Karriere." In Zeiten, in denen ein fester Arbeitsplatz keine Selbstverständlichkeit mehr ist und ständig der raue Wind der Konkurrenz um den Schreibtisch weht, müssen Männer ausgeschlafen, dynamisch und einsatzfreudig wirken. Bierbauch, Tränensäcke oder Sorgenfalten können Karrierebremsen sein.

"Trotzdem haben wir noch keine amerikanischen Verhältnisse", so Dr. Akbas. In den USA ist beinahe die Hälfte der Patienten männlich. Als "Karriere-Schnippler" versteht sich Dr. Akbas ohnehin nicht: "Wenn jemand seine individuelle Schönheit betonen oder wiedererlangen möchte und dadurch auch beruflich erfolgreicher ist, ist das ein toller Nebeneffekt. Wenn jemand eine andere Nase will, weil er glaubt, damit seinem Chef besser zu gefallen, dann wäre das verrückt."

Doch nicht nur Karrieristen mittleren Alters finden sich bei Dr. Akbas ein. "Heutzutage sind partnerschaftliche Beziehungen nicht mehr so stabil wie früher", erklärt Dr. Akbas. "Und wer sich mit Mitte 50 oder 60 noch mal auf den Heiratsmarkt wagt, möchte sich dennoch attraktiv und begehrenswert fühlen." Best-Ager sind zudem häufig wohlhabend und können sich die kleinen Extras für die Schönheit leisten.

Kritisch steht Dr. Akbas intimchirurgischen Eingriffen gegenüber. Penisverlängerungen stehen nach Angaben der DGAEPC inzwischen auf Platz sieben der häufigsten Schönheits-OPs bei Männern. Bei einer Penisverlängerung wird ein Bindegewebsband durchtrennt, sodass der Penisschaft weniger stark in der Bauchdecke verschwindet. Auf diese Weise können ein bis maximal drei Zentimeter gewonnen werden. Darüber hinaus ist eine Penisverdickung mit Eigenfett möglich. "Als Arzt kann man sich damit sicherlich eine goldene Nase verdienen", ist Dr. Akbas überzeugt. "Dennoch sind die Effekte dieser Eingriffe gering und die Risiken nicht zu unterschätzen. Davon abgesehen haben diese Operationen keinerlei potenzsteigernde Wirkung, die sich einige Patienten erhoffen."


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